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Stickstofftanks
Matthias Balk

NAKO Gesundheitsstudie Deutschlands größtes Bioprobenlager

Das größte Lager für humane Bioproben in Deutschland befindet sich auf dem Campus von Helmholtz Munich. Es zeichnet sich durch innovative Robotik aus und beherbergt einen wissenschaftlichen Datenschatz bei extremen Temperaturen von bis zu -180°C. Mit den Proben wollen Forschende die Entstehung von Krankheiten besser verstehen und Maßnahmen für die personalisierte Medizin und Prävention entwickeln.

Das größte Lager für humane Bioproben in Deutschland befindet sich auf dem Campus von Helmholtz Munich. Es zeichnet sich durch innovative Robotik aus und beherbergt einen wissenschaftlichen Datenschatz bei extremen Temperaturen von bis zu -180°C. Mit den Proben wollen Forschende die Entstehung von Krankheiten besser verstehen und Maßnahmen für die personalisierte Medizin und Prävention entwickeln.

Bioprobenlager für die NAKO

Das Bioprobenlager auf dem Gelände von Helmholtz Munich fungiert als zentrales Lager für die Bioproben der NAKO Gesundheitsstudie. Es ist das größte Lager für humane Bioproben in Deutschland und zeichnet sich durch modernste Infrastruktur und innovative Robotik aus. Dank dieses Bioprobenlagers erhalten Forschende in den kommenden Jahrzehnten Zugang zu Biomaterialien von höchster Qualität. Die Nutzung dieser Proben soll neue Erkenntnisse für die Gesundheitsforschung ermöglichen. Das übergeordnete Ziel ist es, chronische Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma, Infektionen und Depressionen genauer zu erforschen. Dadurch soll sich die Prävention, Früherkennung und Behandlung dieser weit verbreiteten Krankheiten verbessern.

 

Was ist die NAKO?

Die NAKO Gesundheitsstudie ist eine der umfangreichsten Langzeitstudien zur Gesundheit in Deutschland. Sie wurde 2014 ins Leben gerufen, um die Gesundheit der deutschen Bevölkerung zu erforschen und die Entstehung von Volkskrankheiten zu untersuchen. Ziel ist es, anhand der großen Menge pseudonymisierter Daten, Maßnahmen für bessere Therapien und eine personalisierte Prävention zu entwickeln. Im Rahmen der deutschlandweiten NAKO Gesundheitsstudie werden über 20-30 Jahre hinweg Daten von rund 200.000 zufällig ausgewählten Männern und Frauen im Alter von 20-69 Jahren gesammelt. Die Teilnehmenden werden alle vier bis fünf Jahre zu einer umfassenden Untersuchung eingeladen, die unter anderem Fragebögen zu Lebensstil und Gesundheit, Bioproben sowie MRT-Aufnahmen beinhaltet. Um Veränderungen im Laufe der Zeit auch zwischen den Untersuchungswellen zu erfassen, werden die Teilnehmer:innen zudem regelmäßig postalisch befragt.

 

 

 

Wissenschaftlicher Schatz

Die Sammlung im Bioprobenlager stellt einen enormen wissenschaftlichen Schatz dar, der sicher aufbewahrt werden muss. Daher hat die NAKO Gesundheitsstudie am Helmholtz Munich Campus in Neuherberg dieses spezielle Lager errichtet, das am 24.10.2018 nach dreijähriger Bauzeit eröffnet wurde.

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In den NAKO-Studienzentren werden standardisiert bis zu fünf verschiedene Biomaterialien von allen Teilnehmenden abgenommen: Blut, Urin, Speichel, Nasenabstriche und Stuhl. Die Blutproben werden direkt vor Ort in mehrere Teilproben unterteilt. Bei 200.000 Teilnehmenden kommen so etwa 29,7 Millionen Proben zusammen. Von diesen lagern mehr als 21 Millionen im zentralen Bioprobenlager am Helmholtz Munich Campus, etwa zwei Drittel der gesammelten Biomaterialien. Das restliche Drittel verbleibt aus Sicherheitsgründen in den dezentralen Lagern der Studienzentren. Diese Vorsichtsmaßnahme stellt sicher, dass immer ein Teil der Proben für die Wissenschaft erhalten bleibt, sollte das zentrale Bioprobenlager beispielweise bei einer Naturkatastrophe ausfallen.

Proben auf Deutschlandtour

Von den NAKO-Studienzentren aus kommen die Proben in Kisten auf Trockeneis nach München. Am Helmholtz Munich Campus angekommen, werden sie aus den Kisten geholt, in -80°C-Gefriertruhen zwischengelagert und anschließend über eine auf -20°C gekühlten Schleuse in die Lagersysteme eingebracht. Jedes Röhrchen ist mit einem individuellen Barcode versehen. Über ein Laborinformations- und Managementsystem werden die Proben registriert und überwacht. So ist sichergestellt, dass die Proben nicht verwechselt werden können. Die Kühlkette wird von der Blutabnahme bis zur Einlagerung strikt eingehalten.Das ist für eine Studie dieser Größenordnung einzigartig und unterscheidet die NAKO Gesundheitsstudie von anderen großen Studien im internationalen Bereich.

Roboter für extreme Minusgrade

Das Bioprobenlager verfügt über zwei Lagersysteme für -80°C und -180°C. Das -80°C-Lager, ein riesiger Laborkühlschrank für rund 2,7 Millionen Proben, ist teilautomatisiert. Ein Roboter holt die Regale aus dem Kühlbereich in die Schleuse, sodass die Probenracks von Hand hineingestellt oder herausgeholt werden können. Hier werden vor allem Stuhlproben und Nasenabstriche gelagert. Diese Temperatur verlangsamt den Abbau von Zellbestandteilen, was die Proben langlebig macht.

Die meisten Proben, vor allem Blut- und Urinproben, befinden sich im -180°C-Lager. Hier finden bis zu 23 große Stickstofftanks Platz, die je rund 1 Million Proben aufbewahren. Bei dieser Temperatur findet praktisch keine biologische Aktivität mehr statt, wodurch die Proben jahrzehntelang ohne Qualitätsverlust konserviert bleiben. Das -180°C-Lager ist vollautomatisiert, wobei ein Spezialroboter den Ein- und Auslagerungsprozess übernimmt.

Eine einzigartige Forschungsinfrastruktur

Im Bioprobenlager der NAKO werden die Biomaterialien nicht nur sicher aufbewahrt – es ist eine wichtige Serviceeinheit für die internationale Forschungslandschaft. Wissenschaftler:innen können über die NAKO die Proben für eigene Analysen beantragen. Durch die Automatisierung des Lagers können große Mengen von Bioproben schnell zur Verfügung gestellt werden. Es ist auch leicht möglich, Proben einer spezifischen Gruppe von Teilnehmenden zu selektieren. Zusammen mit den Proben erhalten Wissenschaftler:innen Zugang zum umfangreichen Forschungsdatensatz der NAKO. Im Gegenzug werden die aus den Analysen resultierenden Daten werden in den NAKO-Datensatz intergiert, der so kontinuierlich mit wertvollen Daten angereichert wird.

 

Daten international teilen

Wissenschaftler:innen aus allen Ländern der Europäischen Union (EU) können die Daten und Bioproben der NAKO Gesundheitsstudie nutzen. Dazu müssen sie einen Antrag stellen: https://transfer.nako.de/transfer/index

Personalisierte Medizin und Prävention

Das Bioprobenlager stellt eine unschätzbar wertvolle Materialquelle für Forschende dar, darunter Prof. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie bei Helmholtz Munich und ehemalige NAKO-Vorsitzende. Das Lager befindet sich nur wenige Schritte von ihrem Büro entfernt, die NAKO Gesundheitsstudie ist zentral für ihre Forschungsarbeit. „Es ist wirklich etwas Besonderes, dass wir eine so große Gruppe von Menschen und ihre individuellen Lebensumstände über einen so langen Zeitraum hinweg mit der NAKO begleiten können.  Ein wichtiger neuer Forschungszweig ist die Messung von Chemikalien aus der Umwelt und ihrer Metabolite in Blut, Urin und Stuhlproben. Wir werden umfassende Analysen durchführen, insbesondere zur genetischen Prädisposition, zu Regulationsmechanismen und zu molekularen Signaturen, gemessen  mit metabolomischen und proteomischen Methoden. Diese Erkenntnisse könnten neue Biomarker enthüllen und uns helfen, Krankheiten früher zu erkennen und besser zu behandeln“, sagt Peters. Diese präventive Strategie hat das Potenzial, die Gesundheitslandschaft grundlegend zu verändern und die Lebensqualität vieler Menschen erheblich zu verbessern.

Prof. Annette Peters spricht mit TV-Journalisten Karsten Schwanke über die Frage: Was macht uns krank?

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Ein Geschenk für Forschende der Zukunft

Nicht zuletzt ist das Bioprobenlager ein großes biomedizinisches Archiv. Es bewahrt wertvolle biologische Materialien für zukünftige Forschungen auf, was es kommenden Generationen von Wissenschaftler:innen ermöglicht, Ergebnisse neu entwickelter Analysemethoden mit den bereits gesammelte Daten zu verknüpfen und darauf aufbauend neue Erkenntnisse zu gewinnen. Diese Langzeitperspektive stellt sicher, dass das Bioprobenlager nicht nur akute wissenschaftliche Fragestellungen beantwortet, sondern auch langfristig zur Weiterentwicklung der Medizin beiträgt.Prof. Annette Peters betont: „Künftig werden wir mit den Daten aus unserer Bioproben-Schatzkammer nicht nur Fragen beantworten, auf die wir gerade noch keine Antworten haben – sondern in Zukunft sogar auch solche, die wir uns heute noch gar nicht stellen.“

Latest update: Oktober 2024.